15. Schultheismühle

Fachwerkhaus in Schultheismühle

Das für damalige Verhältnisse große und nahezu komplett unterkellerte Fachwerkhaus mit vorkragendem Obergeschoss wurde 1782 erbaut. Auf dem oberen Teil des doppelstöckigen Speichers wurde über viele Jahrzehnte das wirtschaftseigene Korn getrocknet. Unmittelbar an das Wohnhaus schloss sich ein Milchkuhstall an. Parallel zu Wohnhaus und Kuhstall befanden sich auf der anderen Hofseite Wirtschaftsgebäude mit Stallungen für Arbeitspferde und Lagerplatz u.a. für die Winterbevorratung von Heu und Stroh. Der Bereich, in dem die Zugpferde untergebracht waren, ist heute noch vorhanden. Der Milchkuhstall wurde Mitte der 1960er-Jahre abgerissen, nachdem zuvor auf dem nördlichen Hofgelände ein neuer Stall erbaut worden war. Der etwas niedrigere Wohnhausanbau im Bereich des alten Milchkuhstalles erfolgte 1985. Westlich des Wohnhauses am Waldrand stand das so genannte Backes. Die Reste der Grundmauern sind noch sichtbar. Es handelte sich um ein kleines Fachwerkgebäude, in dem früher eine kleine Mühle betrieben worden sein soll. Später diente der Raum den auf dem Hof beschäftigten Schreinern als Werkstatt und allgemein als Geräteraum.

Die Landwirtschaft wurde Ende der 1990er-Jahre aufgegeben und seither nur noch Pferde zu Hobbyzwecken gehalten. Der Hof befindet sich immer noch in Familienbesitz.

Der Hof in Schultheismühle wird 1736 erstmalig erwähnt. Er dürfte allerdings älter sein. Aus dem Güter-Verzeichnis von „Haus Olpe“ aus dem Jahre 1383 geht hervor, dass die Güter des Lehnsdingers, später Schultheißen genannt, von Amts wegen pachtfrei und nicht zinsabgabepflichtig waren. Wenn man in Erwägung zieht, dass der Hof Schultheismühle schon zu jener Zeit Sitz des Lehnsdingers gewesen sein könnte, fand der Hof aus diesem Grunde im Güter-Verzeichnis auch keine Erwähnung. Schon früher, 1715, ist etwas östlich von „Ulpe“ (Olpe) bei Ploennies in der „Topographia Ducatus Montani“ eine Mühle verzeichnet. Nach mündlicher Überlieferung soll es sich um eine Ölmühle gehandelt haben. Bis Mitte des 18. Jahrhunderts fanden sich für das spätere Schultheismühle die Ortsbezeichnungen „Mühle“, „zur Mühl“ oder ähnliche Ortsnamen. In einer Urkarte von 1827 gibt es die Flurbezeichnung „Schulteiser Mühle“. Nach alledem dürfte der Ursprung des Ortsnamen Schultheismühle auf eine Mühle zurückzuführen sein. Der exakte Standort der Mühle lässt sich nicht mehr feststellen. Die Mühle soll am Wachtelbach, auch Erlenbuscher Siefen genannt, gelegen haben. Damit war diese Mühle nicht unmittelbarer Bestandteil des Bauernhofes der Familie Höller.

Die neue Ortsbezeichnung „Schultheismühle“ ist aber auch darauf zurückzuführen, dass Mitglieder der hier ansässigen Familie Höller nachweislich lange das Amt des Schultheißen am Lehnsgericht in Haus Olpe ausübten. Zunächst hatte Wilhelm vom Holl (1705 - 1784) das Amt inne. Geboren wurde er 1705 in dem kleinen Weiler Holl. Bereits in jungen Jahren siedelte er auf den Hof nach Schultheismühle um, das er zuvor käuflich erworben hatte. Aus dem Familiennamen Holl wurde dann später der Name Höller. Offensichtlich war er bereits in frühen Jahren ein angesehener Mann, bekleidete er doch schon mit 24 Jahren das Amt des Schultheißen. Im Amt des Schultheißen folgte ihm sein Sohn Johann Wilhelm (1743 - 1802).

Johann Wilhelm Höller war es auch, der der Pfarrei in Thier zur völligen Loslösung von der Pfarrei Wipperfürth verhalf. Hierzu musste ein Situationsplan gezeichnet werden, der dem Bittgesuch der Thierer Nachdruck verlieh. Wie es heißt, wandten sich daher die Thierer 1786 an den einzigen, der in weitem Umkreis in der Lage war, ihnen zu einem solchen Situationsplan zu verhelfen. Das war Johann Wilhelm Höller, der Lehnsschultheiß (Vorsitzender des Lehnsgerichts) von Olpe. Auch später haben Mitglieder der Familie Höller immer wieder Ämter insbesondere in der Kirchen- und Zivilgemeinde Olpe bekleidet. Auch zwei Priester sind aus dem Hof in Schultheismühle hervorgegangen. Adolf Christian Höller (1828 - 1903), Priesterweihe 1857, war von 1868 bis 1903 Pfarrer in Gimborn und stellvertrender Dechant. August Höller (1865 - 1944), Priesterweihe 1890, wirkte jahrzehntelang als Leiter katholischer Bildungseinrichtungen im Erzbistum Köln, wurde 1928 Domkapitular im Kölner Dom und erwarb sich große Verdienste um den Bau des Priesterseminars in Bensberg, heute Kardinal-Schulte-Haus.

Quelle:     Denst, Maria Louise: Die Delling, Heider Verlag, Bergisch Gladbach, 1984
                Büchel, Josef: 825 Jahre Olpe im Bergischen Land. Eine Dorfchronik, Lindlar 1996
                 Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Wipperfürther Vierteljahresblätter Nr. 132 (2014)